Sonntag, 26. September 2010

304 - Khajuraho, meine Weibllichkeit

304 - in Khajuraho ...

Jc - Der Tempel der Göttin Shakti,  
Devi Jagadamba - eine mittelalterliche Spirito-Therapie  -  meine Weiblichkeit



Bild 61
das Leiden der Frauen - selbst im Shakti-Tempel
(344.31)




Die Gesamtübersicht über alle meine Blogs findet ihr hier:
002 - neue Gesamtliste:
http://mein-abenteuer-mein-leben75.blogspot.com/

  


Damit Ihr meine verschiedenen Berichte/Blogs über Khajuraho finden könnt, gebe ich Euch das folgende Inhaltsverzeichnis an, das ist eine Weiser-Liste mit den jeweiligen Blog-Adressen:

(Die Zahlen dienen meiner eigenen Übersicht)


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    Der Blog, der erste Zugang, das Inhaltsverzeichnis:
301 - Khajuraho-Tempel  -  
Tantra, spirituelle Erotik
http://khajuraho-mein-tantra.blogspot.de/


    Den ersten Blog, die Allgemeine Einführung, findet ihr in  
302 - Khajuraho Tantra - EINS: 
http://tantra-khajuraho-eins.blogspot.com/
   
    Der Blog:
303 - Khajuraho Tantra - ZWEI (im Shiva-Kandariya Tempel) ist hier:
http://tantra-khajuraho-zwei.blogspot.com/


    Jetzt kommt dieser Blog 
304 - Khajuraho Tantra - DREI a (im Shakti-Jagadamba Tempel) hier:
http://tantra-khajuraho-drei-aaa.blogspot.com


    Zwischen-Blog 
305 - Khajuraho - Begegnen der Inneren Frau - auch erlebt im Jagadamba:
http://khajuraho-innere-frau.blogspot.com/


    Die letzten Erlebnisse im  Jagadamba-Tempel
306 - Khajuraho - Tantra DREI b (weiter im Shakti-Jagadamba Tempel) hier:
http://tantra-khajuraho-drei-bee.blogspot.com/


    Der Blog 
307 - Khajuraho - Tantra VIER, die Sharduln:
http://khajuraho-shardul.blogspot.com/


    Der Blog  
308 - Khajuraho - Tantra FUENF
 – die mittelalterliche Kleidung, die Wickelstrümpfe,
 die eigenartige Kleidung der Leute auf den Tempelwänden:
http://wickelstruempfe.blogspot.com/


    Der Blog  
309 - Khajuraho - Tantra SECHS, Diskussion:
http://tantra-khajuraho-fuenf.blogspot.com/

    Der Blog  
310 - Khajuraho - Tantra SIEBEN, Zitate:
http://tantra-khajuraho-sieben-osho.blogspot.com/

    Der Blog  
311 - Khajuraho - Tantra ACHT, Literatur-Liste:
http://tantra-khajuraho-acht-literatur.blogspot.com/

    Der Blog 
312 - Khajuraho - Tantra NEUN:
"Der Rote Kiesel" - eine Fantasiegeschichte in den Wäldern rund um Khajuraho:
http://der-rote-kiesel.blogspot.com/


  Der Blog  über das Land um Khajuraho
313 - Khajuraho - Tantra ZEHN:
Das Land um Khajuraho - wie es heute aussieht:
http://tantra-khajuraho-zehn.blogspot.com

    Der Blog mit Garuda
314 - Khajuraho - Garuda meine mystische Ankunft in Khajuraho ELF:
http://garuda-in-khajuraho.blogspot.com/

(Garuda ist ein mystischer Vogel in Asien)

    Der Blog der Frauenwanderung
315 - Khajuraho - Frauenwanderung von Bremen - um 1300
http://tantrische-frauenwanderung.blogspot.de/ 

(ein Versuch, in Indien die mittelalterlichen Tantra-Tempel zu verstehen)



 Fremde Khajuraho-Blogs:
von ffranz mit meinen Kommentaren:


501 - Meine Wurzeln in Indien:






Hier will ich nachempfinden wie ich als mittelalterlicher Tantra-Mann meine frauliche Seite in Khajuraho entdecke.






Ich hatt´ es vergessen hier aufzuschreiben: Nachdem ich im Mahadeva Kandariya-Tempel war, haben mich die bhikkunis (Nonnen) eingeladen, auch den Devi Jagadamba Tempel, der daneben steht, zu besuchen, im Tempel teilzunehmen an einem langen, nächtlichen Ritual. Ich sagte ja ohne zu wissen, was da kommen wird. In dieser Nacht wurde ich an inneren Stellen berührt, von denen ich bisher nur wenig wusste.

  Bild 62: der Tempel, in meinem Notizbuch


 Bild 63: hier zeige ich zwar nochmal den Grundriss des Kandariya-Tempels, 
aber der Jagadamba-Tempel ist ähnlich, 
und die Bezeichnungen sind gleich.


Vorher hatte man mir an einigen Tage Aufgaben gegeben: im Park die eine und andere Arbeit zu erledigen, Mitarbeiten bei der Pflege der Gärten und Wege, „Arbeits-Dhyan“ nennen sie es. – Alles was du tust, muß so richtig gemacht werden, daß es zum Ganzen passt, achte darauf, achte immer auf das, was du tust, nichts nur so nebenbei.

 Da gab es einiges zu tun, das nicht angenehm war, nicht zu meinen Vorstellungen von Reinlichkeit des Lebens im Tempel passte, die Latrinen reinigen zum Beispiel.
 
Doch dann wurde ich wirklich aufgefordert, zum Jagadamba zu kommen.

Ähnlich wie im Kandariya-Tempel sind auf den Außenwänden viele Figuren von Menschen, Tieren, Verzierungen. Ob das wohl nur Verzierungen sind?


Während der Kandariya-Tempel der männlichen Gottheit Shiva gewidmet ist, gehört der Devi Jagadamba-Tempel der fraulichen Gottheit Shakti. Dieses Paar ist die göttliche Kraft unseres Tantra




  Bild 64 (288.06) 

Wie ich die Frauen-Skulpturen sehe, bin ich ergriffen - nicht in Gier, denn solche Frauen leben in unserem Dorf ebenso. Ein Gefühl kommt, daß eine dieser Frauen in mir steckt - bin ich nicht auch ein Stück Frau? Diese Skulpturen sind hier, weil im Tempel die Göttin, die Devi sich uns zeigen will.

 Bild 65 (288.04)
 
Je nachdem wie die Sonne steht, scheinen die Steine eher warm-gelb oder bläulich-kühl.
 
  Bild 66 (342.29)

Mein Körpergefühl hat sich geändert. Nach all diesen Bildern der Frauen möchte ich mich mehr noch als Frau erleben, ich möchte erleben, wie die Frau in meiner Seele ist – wie die bhikkuni sagt.


Das Schönste an den Skulpturen sind die Frauen und Männer, wie sie einander nahe sind, sich berühren und lieben, wie sie sich kleiden oder entkleiden, ihre nackten Körper – und die Bildhauerinnen (ich glaube, Frauen haben die Skulpturen gemacht) haben die schönsten Menschen als Vorbilder genommen: Kinder, Junge, Mittlere und Alte. Ich erkenne, daß in jedem Alter viel Schönes liegt, am schönsten sind aber die Jungen. 

Viele Male sind Paare gezeigt, die sich lieben, ich sehe, wie die Liebenden einander streichen, den Körper überall sanft berühren, einander tief in die Augen sehen – alles in diesem warm-beigen Sandstein. 

Bild 67 (343.36)

Auch entdecke ich ein sehr sportliches Paar in tiefer gegenseitiger Versenkung ihrer Körper. Daneben stehen ein paar junge Leute und wenden sich ab, beschämt die Augen bedeckend, oder andere heben ihren Rock und halten erregt eine Hand zwischen ihre Schenkel – man glaubt ihr Zittern zu sehen. Ein Bild, das auch mich zittern lässt.

 
Auch sind Liebesbegegnungen gezeigt, die eigentlich nicht möglich sind – so sportlich ist niemand –, zum Beispiel steht die Frau auf dem Kopf während der Mann – stehend – seinen „Feuer-Pfeil“ (wie sie hier sagen) tief in ihrem Leib ruhen lässt. Bewegen wäre nicht möglich.

Die bhikkuni zeigt auf die Bilder: sieh dir alles an. Vieles ist in dir, was du nie lebst und nur selten träumst. Dein Leben ist von deiner dörflichen Kultur bestimmt, da gibt es diese Dinge nicht. Das ist recht gut, aber pass auf, daß du nicht solche ersehnten Dinge in deinem schwarzen Keller der Vorstellungen versteckst, aus dem sie aber nur heraus kommen, wenn du es am wenigsten willst. - Möglich ist das nicht, was du hier siehst, aber in deinen Gedanken könnte es große und bunte Blüten treiben und dich ablenken vom Gang zur Reinheit.



Ich höre, es geht bei diesen Bildern nicht um Anregungen, wie Frau und Mann einander begegnen können, wie ihr kama, die körperliche Liebesbegegnung, ausgeübt werden könne. Nicht über´s kama-sutra geht es mir. Für mich geht´s darum, mir ins Bewußtsein zu holen, was ich bei diesem Bild an Gefühlen finde: ist das Bild eine Anregung zu Gefühlen oder lässt es mich kalt.

Bild 68


Mich erregen mehr die beiden, 
die daneben stehen und die die 
Stimmung in ihren Körpern 
nachempfinden möchten, und 
 viel dafür tun.

Bild 69


Und - wie eine bhikkuni sagt - solange mich derartige Bilder erregen, bin ich nicht bereit, nicht klar genug, der Göttin im Tempel zu begegnen. Und sie erregen mich tatsächlich, mein Körper bewegt und schlängelt sich.



Bild 70 (n3-25) 


Einige Tage brauche ich auf dem Podest bis mein Körper sich beruhigt hat von allen Anfechtungen.

Auf diesem Bild seht ihr, wie riesig groß die Mauern sind, und wie sie angefüllt sind mit lauter Bildern, die zwar nicht alle mich, aber doch einige Besucher anrühren - je nach den eigenen Veranlagungen . Wie vorher auf dem Kandariya-Podest wird getanzt und geschrien, gelacht und getobt - alles um die Gefühle zu lockern und bewußt zu machen.


Doch das Tanzen ist hier anders. Hier tanzen wir mit dem Bewußtsein nach unten gerichtet, mit den Füßen platt auf dem Boden. Drüben lenkten wir das Bewußtsein eher nach oben, spitz in den Himmel, in dessen Unendlichkeit es sich verliert.

Wo ist denn nun deine Frau, deine innere Frau - fragt die bhikkuni etwas spöttisch. Ist da überhaupt eine?  -
Sie ist eine so schöne bhikkuni, daß allein ihr Blick mich berührt. Ist SIE in mir? 

Sind ihre Augen meine Augen, sind ihre Brauen meine Brauen? Obwohl ich still bin und mich nur wundere, fragt sie, möchtest du mich anfassen?

Das wäre jenseits meines Mutes, der Anblick ist erstmal ausreichend. - Na gut, komm mit, wir gehen hinauf zum mandapam, zum Eingang, zum Tempel.

Mein Körper beginnt zu zittern, wozu eigentlich? Erstmal steigen wir aber wieder runter vom Podest in den Park. Und - Hand in Hand - gehen wir über die Wiesen, auf denen kleine, braune Schafe umherlaufen und Menschen sitzen und liegen, wie ich es schon beschrieben habe. Die bhikkuni nennt sich Meera [miera], in Erinnerung an eine Mystikerin in alter Zeit.

Ich möchte dir etwas erzählen, sage ich: meistens bin ich still, lache nicht so viel wie andere. Da ist eine Art Hülle oder Mantel um mich, um meine Seele, wenn ich so sagen darf. Innen in dieser Hülle, tief innen ist etwas, wonach ich mich sehne, etwas ganz klares, kleines, aber wichtiges. Man kann nicht mit Worten darüber sprechen, ich kann es nicht. Ich bekomme es nicht zu sehen, finde es nicht. Nicht daß es da dunkel wäre, es ist ein Nichts. Aber es ist da.


Ein dunkles Nichts? - Nein so nicht, denn Dunkelheit IST ja etwas, aber tief innen ist ein vollständiges NICHTS. Vollständiges LEERES. Also weder helles noch dunkles - nichts.


Schon als Kind, erinnere ich mich, war ich oft zurückgezogen und still, und meine Eltern haben sich Sorgen gemacht. Haben mich zu anderen Kindern geschickt und so weiter. Und Jahre danach kam ich zum ersten Mal hierher nach Khajuraho, zu den Tempeln, und da erkannte ich etwas, aber längst nicht alles: Ich sah auf den Tempeln, außen, die vielen Figuren und Stimmungen, Gebärden, Handlungen, Gefühle. Und da sah ich, daß all das die äußere Haut oder Schale war, ja Schale nenne ich das mal. Doch nach innen kam ich immer noch nicht. Immerhin erkannte ich schüchtern, daß es sich lohnen würde, diese Schale nach innen zu durchdringen, aber wie, und wieso überhaupt, das war mir vollständig unklar.

Alles was ich hier sehe und im Kandariya neulich erlebte, ist irgendwie  unecht, mangelhaft, ist nicht mein atman - wenn ich das mal so nennen darf. Blieb Oberfläche - so tief es auch ging. War echt, aber es blieb an der Oberfläche. Und alle diese schönen Figuren sind Oberfläche, ja, die Schönheit selbst ist Oberfläche. Ist ja ganz nett, aber eher ein großes Spiel, gut für Kinder sozusagen.


Und nun? Bin  ich hier überhaupt richtig? Ich bin doch kein Kind, oder? - Manche Menschen gehen  in den Wald, setzen sich still unter einen Baum und vertiefen sich ganz in ihr Inneres. Ob sie da befriedigt werden, weiß ich nicht. Hier im Park werde ich es jedenfalls nicht.

Meera fragt, kannst du dir einen der Tempel vorstellen, oder ein Ritual, das dich befriedigen würde?


Gerade nicht, das ist mir alles zu sehr abwegig, zu sehr entfernt von meinem Weg. - Ich fühle mich einsam.

Versuche mal, zu ergründen, wie so ein Platz aussehen könnte, wo  einer alle seine Schalen bis nach innen durchdringen könnte, vielleicht ohne Mühen.


Jetzt fühle ich mich einsam, sage ich nochmal, traurig.

Ja, das ist das Schicksal der Sucher, meint sie, die endlose Einsamkeit. Ich hatte auch eine solche Zeit - da schrecke ich auf: du hattest, und nun ist das nicht mehr so?

Nein, nicht mehr so wie damals, sagt Meera. So allerlei habe ich angefangen, eben diese Rituale, und irgendwo war da mal ein Ritual, ein Fest, das hat es gebracht, hat mich zu mir gebracht. Und da habe ich gemerkt: alle meine Unzufriedenheit war eben diese Schale, von der du sprichst, Prakash (mein Name).

Doch das war eine sehr harte  Sache: dieses Leiden an den alten Schmerzen, seelischen Schmerzen, die lange nicht weggingen. Und das Schreien, mit den Füßen auf den Boden trampeln, mit Schreien auf die Kissen schlagen und Kreischen und Zittern und Heulen und Wüten - doch dann kam  irgendwann mal so eine Stille, Ruhe. Ein leichtes Lächeln in meiner Seele - vielleicht auch im Gesicht. Siehst du es?

Ich sage, ja so ähnlich habe ich es auf dem Podest des Kandariya erlebt - aber genau genommen war´s das noch nicht. Ist das überhaupt ein möglicher Weg? - Das jedenfalls war noch nicht dicht genug an der Katastrophe, am Tod ... am zerrissen-Werden, am Zerreissen der Schale. 





Oh, Prakash, hast du Todessehnsucht? fragt Meera

Ja, vielleicht, aber das ist vielleicht auch eine dieser äußeren Schalen, sage ich. - Oh ja, wie ich das sage, wird mir besser. Ich sehe, was alles zu der Schale gehört, und da innen - jetzt sehe ich´s - ist das Leere, die Reinheit, die Stille. Ist es das?

Meera erklärt, mag sein, die Leere, so sagte es Buddha. Das ist sunyata. Das ist das Ziel, meinte er - und ich empfinde das auch so. Lasst uns in den Jagadamba gehen, vielleicht erlebst du etwas, was dich weiterbringt. Wir dürfen das Mühen nicht aufgeben - außer wenn wir es geschafft haben, nicht wahr?

Ich sage, wenn ich eine sehr schöne Musik höre, oder ein schönes Gesicht sehe, und nichts als das, und ich lasse sie tief in mich hinein - dann bin ich wohl schon recht nahe dran an dieser tiefsten inneren Stille. Doch ein wenig gehört auch diese Musik noch zur Schale. Und das schöne Gesicht schon grade.

Und wenn du nachdenkst, wie diese oder jene Wendung in der Musik wohl entstanden ist, welches Instrument ..., dann bist du wieder draußen. Eben ganz tief in dich hereinlassen, das wäre es.

Und wozu sind all diese Schalen da? Brauchen wir die?  Brauchen wir Arbeit, Musik, Bilder, Erlebnisse, Schrecken, Schreien, Kinder, Ideen, Denken., schöne Frauen ...? - Meera meint, das ist doch Leben. - Und das andere, das Stille, das sunyata? - Da ist nichts drüber zu sagen, es gibt keine Worte. Komm  lass uns gehen.



Bild 71: Kandariya und Jagadamba,
(in neuerer Zeit wurden die beiden Podeste
vereint und ein Schrein in die Mitte gesetzt, 
das war im Mittelalter nicht so: getrennte Podeste).


Von weitem blicke ich auf die beiden Tempel - Kandariya und Jagadamba. Der erste, dem männlichem Gott zu eigen, ist schlank und hoch aufgerichtet, sein shikar weist streng und ohne Zweifel nach oben - wie es heißt, er weist schließlich in die Unendlichkeit.

Der Jagadamba Tempel sieht eher wie eine braune Glucke aus, geduckt und der Erde nahe, ein wenig ausgebreitet auf der Erde, mit beschützend ausgebreiteten Flügeln. 

Auch habe ich außen andere Figuren gesehen, mehr Frauen habe ich entdeckt als am Shivatempel.




Bild 72: Jagadamba, die Treppe, der Eingang, wie ich es nun sehe

Sie sollen ja auf etwas weisen, dich an etwas erinnern, das im  Dunkeln in dir ist.Was du noch nicht erkannt hast - es ist gut, alles zu erkennen, jedenfalls fast alles.

Wahrscheinlich hast du längst nicht alles da in dir gesehen. Doch du bist dem Reinen Land nahe. Deswegen laden wir dich ein. Morgen früh, vor Sonnenaufgang, wirst du hier unten stehen, von wo die Treppe hoch zum eigentlichen Tempel der Göttin führt. 

Wir werden dir dein Kleid abnehmen und deinen Körper mit besonderen Ölen salben, dich hinauf geleiten. Geh sorgsam in´s Innere, laß das Feine dieser Stimmung tief in dich sinken ... bis es sich mit deinem Unbewußten trifft und – wenn beide es mögen – vermählt. Das Innere des Tempels ist wie dein eigenes Innere: schwer und groß und voller Erinnerungen, schöne und häßliche, liebende und hassende, feine und grobe. 
Achte auf das, was du siehst.  

Doch die hellen Stimmen der Frauen, als Aufhellung, sozusagen. So wie meine Stimme - sagt Meera.

Und dann das Stillste und Unbegreiflichste und Feinste: das Bild der Göttin, die wir zum Schluß – am Morgen früh darauf – besuchen werden.

Doch, bedenke: das alles ist voller Gefahr und Risiko, Risiko, dein Ego zu verlieren, und davor hat fast jeder tiefe Angst. Es lohnt sich aber, denn hinterher wirst du wieder ein Stück gewachsen sein. Der Blick in dein Unbewußtes ist der Lohn. Ein Stückchen näher an der Leere.



Langsam klettern wir die Freitreppe hoch, mein Leib fühlt sich ganz nackt, und ich fühle mich so verletzlich wie nie zuvor, das Riskante und Bedrohliche kratzt an meiner Psyche. Die Stufen sind hoch, und das Erklimmen schwer. Mein verletzlicher Körper ist den Blicken aller ausgesetzt, die am Fuße des Tempels stehen. Alles scheint in mich einzudringen, das Gute und das Böse. Ich bin versucht, mich durch einen Zauber gegen den Ansturm zu widersetzen. Meera sagt nur, laß das, hier kein Zaubern!

Vom Podest gehe ich die Treppe hoch zum artha mandapam

Eigenartig, der ganze Tempel ist in meinen Augen dunkelgrün, garnicht blaßgelb wie die anderen. Das mandapam, der zweite Raum, strahlt Dunkelgrünes aus, stilles Grün. Schwer wie in einer Höhle. Es singt dort ein Vogel, zaghaft, auch in heller Stimme wie die Frauen und jungen Besucher, die hier sind.



Bild 73 (343.13): die Decke, aus einem Stein gehauen.

An der Wand sehe ich ein wunderschönes Bild von einer Frau - sie zeigt uns ihre Schönheit, zieht ihre Tücher zur Seite. Als wollte sie sagen, komm, sieh´ mich an, sieh´ mich richtig an - und wenn du alles gesehen hast, dann darfst du zur Göttin, das ist dann das Größte. Ich stehe hier nur, um dich zu verlocken.

Bild 74 (343.06)


Doch mich ziehen noch mehr Frauenverlockungen an:





Bild 75


Meine Erregung ist groß, leichtes Zittern im ganzen Körper und in der Seele.

Große Ehrfurcht habe ich hier, es ist so viel Würde, so viel Macht in diesem Ort. Ich bin umhüllt von dieser Ehrfurcht.

Einige sind schon angekommen. Erst ist es ganz dämmrig in dem Tempel. Nur ein paar Fackeln brennen, Wände und Figuren sind schwach angeleuchtet.


Das Licht der Fackeln schwankt, und alles bewegt sich in diesem schwankenden Schein. Nackt wie ich bin bleibe ich lange an eine Säule gelehnt stehen und sehe mein Inneres so wie dieses Äußere: verwirrend und unendlich viel, mein Blick verliert sich bald in die schwarzen Tiefen des eigenen Unbewußten, genau so wie es auch weiter hinten im Tempel schwarz und unendlich ist. Und Angst ist da, Angst vor Verletzungen, ich bin so nackt. Schrecken kommt, ich weine ihn hinaus, zittere ... 



 Bild 76 (343.09): der Ort der Göttin - der Schrein

Dort hinten, in den schwarzen Tiefen des großen Schreins, ist DAS der Ort der Göttin? Ein paar Stufen gehen hinauf. Werde ich mich mal so frei fühlen, da hinauf zu gehen? Wieder sehe ich innen wie außen: ist in den schwarzen und unendlichen Tiefen auch meines Unbewußten der Ort der Göttin? Nur ganz schwaches Leuchten ist im fernen Schrein, ich erkenne das Bild nicht. Es ist sehr, sehr weit weg – so weit weg wie die Göttin selbst.

Aus diesen tiefen Blicken wache ich wieder hoch, wie in einer Nische jemand mit Musik beginnt, tänzerisch, und langsam beginnen wir uns zu bewegen, ich tanze wie bei uns im Dorf, doch die anderen Pilger haben andere Erinnerungen. Unsere Tanzstile nähern sich immer mehr, bis alle in gleicher Weise die Körper hin und her biegen und mit den Händen in der Luft schweben. Es ist wie die Bewegungen der Baumwipfel im Sturm – so sah ich es oft von den Bergen. Mit dem Klingen einer kleinen Glocke endet es. Stilles Beobachten für eine kurze Zeit. Eine bhikkuni sagt:

Bewegt euch ganz leicht und einfach, wie ein Feentanz – und dann fangt an, leise zu lallen, laaa, laaa, laaa– wie ihr vielleicht als Baby gelallt habt, bevor die Worte kamen. Seid ganz zart mit den Bewegungen und den Stimmen. Wiegt den Körper, wie es kommt, laßt dem Körper die Entscheidung, was er tun will. Bald wird er es von selbst tun, ohne daß ihr eingreift.

Seht, wie das Feine dieses Tempels euch in sich aufnimmt, wie eure Seele immer feiner wird, wie ihr immer tiefer in die Seele sehen könnt. Wie das Feine der fraulichen Seele.

Laßt das Feine dieser Stimmung sich tief in euch senken – bis es sich mit eurem Unbewußten trifft und vereint. Innen ist der Tempel, er ist wie dein eigenes Innere: riesengroß, mächtig und voller Formen und Erinnerungen, feine und grobe, schöne und häßliche, liebende und hassende, uralte  ... und alles ist unverständlich. So ist es innen wie außen, der Tempel ist ein Spiegel deiner eigenen Tiefen, deiner unergründlichen Tiefen.

Und damit ihr diese Tiefen noch dichter und riskanter erlebt, kommt mit mir – lallt immer weiter und bewegt euch wie vorher –, kommt und stellt euch um dieses tiefe Loch im Boden.

Hinter dem Schrein der Göttin, auf der Rückseite ist ein großes Loch im Steinboden, im Durchmesser größer als ein Mensch hoch. Wir stellen uns zaghaft um das Loch – es ist fast nichts zu sehen, so dunkel ist der Raum hier. Man könnte hineinfallen, und eine bhikkuni lässt ein paar Tropfen Wasser hineinfallen – wir hören erschauernd, wie tief das Loch ist. Auch weht ein kalter, nebliger, stinkender Wind zu uns herauf. Und verlässt den Tempel über uns durch ein Fensterchen.

Faßt euch nicht an, jeder bleibt ganz allein! Haltet euch nicht fest sondern steht ganz frei und bewegt euch wie vorher, immer weiter lallend – mit einem pfeilartig ins eigene Innere gerichteten Bewußtsein!


Der Rand ist abgetreten und schlüpfrig. Doch weiter bewegen wir uns zum Lallen und manch´ einer kommt gefährlich nahe an den Rand. Es ist wie das Tor zum Tod, unwiederbringlich. Man könnte hineinfallen, und ein Herauskommen gibt es nicht.

Glockenton – und langsam, vorsichtig gehen wir zurück. Die bhikkunis decken das Loch wieder zu.

Habt ihr einen Blick getan in die schwarzen Tiefen eures Seins? Unendlich tief ist es in jenem Loch. Da unten befindet sich noch vieles, das ihr nie gesehen habt, nie sehen wollt, nie sehen werdet, aber es ist da, und manchmal kommt etwas davon nach oben, und ihr seid sehr erstaunt, daß auch diese Sache zu eurem Wesen gehört.

Es sind schon Pilger hinein gefallen, und noch immer liegen ihre Körper da. Ihr habt es gerochen.

Die meisten Menschen haben schreckliche Angst vor diesen schwarzen Tiefen und versuchen alles, um nicht hinsehen zu müssen. Ihr aber seid so mutig . . .

Wo kommt das alles her, was da in den Tiefen lauert? fragt jemand leise.

Das sind uralte Erlebnisse und Sichten, aus uralten Zeiten, sie wurden mit der Erinnerung von einem Leben zum anderen mit getragen, das ist es, was wandert, was den Geist beim Sterben verlässt und was den neuen Geist bei der Zeugung wieder betritt. Und es wurde immer mehr – so sind diese Tiefen so unendlich voll mit all den uralten Erinnerungen – aus tausenden von vergangenen Existenzen. 



Wir nennen das „das Kollektive“.

Nun werden Lichter angezündet und Getränke und etwas zu essen wird gereicht. Unsere Mienen hellen sich auf und wir können wieder freier umhersehen.

Wir legen uns auf lange Kissen, und zu jedem kommt eine bhikkuni und behandelt unsere Körper: die Hände streichen überall hin und beginnen schließlich, Tiefen innen im Körper aufzusuchen. An vielen Stellen greifen die Hände in mich hinein und wecken dort versteckte Erinnerungen, die ich ebenfalls nie bemerkt hatte, doch nun . . .

Nicht nur im Unbewußten der Seele habt ihr schwarze Keller angelegt, sondern auch in den Organen, überall im Körper. Vielleicht öffnen wir ein paar von ihnen mit unseren Händen. Laßt los, was bewußt wird, lebt mit diesen Dingen, sagt ja zu ihnen, denn sie sind nun einmal da, in jedem Menschen.

Tief in meinem Unterleib, bei den Därmen finden die Hände Widerstände, harte Stellen, die sich sperren. Was ist das? da erscheinen psychische Schmerzen, die ich gar nicht benennen kann, nie gesehen hatte. Ich muß plötzlich schreien und mich übergeben. Was ist das? Hier liegt etwas, das ich noch nie gesehen hatte. Es hört so schnell nicht wieder auf, viel Kotzen kommt, Weinen, Tränen, Kot, Urin, Samenflüssigkeit, Blut aus alten nicht verheilten Wunden – es ist furchtbar. Die bhikkunis kümmern sich um alles, und nach einer langen Zeit liege ich still und ruhig und reingewaschen auf meinen Kissen, nun fühle ich mich wohler. Vieles ist nun heraus gekommen. Es ist weg.

Was da heraus kam, ist endgültig weg. Es wird dir nicht mehr zur Last fallen.
 
Noch manches Ritual feiern wir in dieser Nacht. Immer weiter führen uns die bhikkunis in die dunklen Tiefen unseres Unbewußten. Und immer wieder unterbrechen wir dieses Tauchen durch Tanzen, etwas Trinken, nach draußen Gehen und die Wildnis auf uns wirken Lassen, und dann leiten sie uns wieder ein Stück tiefer. 






Doch über das das Begegnen der Inneren Frau stelle ich einen weiteren Blog zusammen:
http://khajuraho-innere-frau.blogspot.com/

Danach geht es wieder zurück auf diese Folge:
http://tantra-khajuraho-drei-bee.blogspot.com/









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